Wie ich an einem Mittwoch mein Leben komplett auf den Kopf gestellt habe.
- Leah Andersson

- 12. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Jan.
Zu Beginn meiner Veränderung war da nur ich und diese kleine Flamme, die ich einfach nicht ersticken konnte. Immer wieder die Frage "Warum tust du dir das an?", Warum hörst Du nicht endlich auf?". Wie ich in meinem letzten Beitrag berichtet habe, habe ich in den letzten 5 Jahren so einiges verändert, ich habe berichtet von meinem "alten" Leben. Aber es war auf keinen Fall so, dass ich an einem Tag aufgewacht bin und am nächsten Tag alles anders war. Schon gar nicht fiel mir alles leicht. Vermutlich habe ich diese Veränderung noch nicht mal geplant und sehr wahrscheinlich würde mein altes Ich mein neues Ich gar nicht mögen.

Vielleicht fragst Du Dich was denn jetzt genau "der Auslöser" für meine Veränderung war. Welches Buch habe ich gelesen, welchen Plan habe ich gekauft, welche Pille habe ich genommen? Nun ja, es war ganz anders als ich es geplant hätte. Und davon erzähle ich Dir heute.
April 2021 - Wie ich aufgehört habe und angefangen zu leben
Wie oft habe ich mir vorgenommen mit dem Rauchen aufzuhören? Es waren mit Sicherheit 6 Jahre in Folge. Tausend Pläne, tausend Strategien: "Nach Karneval hörst Du auf, denn wie soll ich Karneval ohne rauchen überstehen? Nach diesem Projekt auf der Arbeit ist aber wirklich Schluss! Während einer Trennung aufhören zu rauchen? Dumme Idee, ich mache es nächstes Jahr, wenn sich alles etwas entspannt hat." Ich habe mir Bücher gekauft, die ich nie gelesen habe. Habe nach leichten Tipps zum aufhören im Internet gesucht. Ich wollte es so sehr, aber ich stand mir mit meinen Plänen selbst im Weg.
14. April 2021: Ich hatte die Schnauze voll - Es hat mich genervt im Restaurant zu überlegen, wo wir sitzen. Es hat mich genervt zu überlegen, ob es jetzt schon als unhöflich gilt den Tisch zu verlassen, um endlich eine zu rauchen. Es hat mich genervt mein Leben von einer Sucht bestimmen zu lassen. Vom finanziellen Aspekt, will ich gar nicht erst anfangen.
Als ich aufgehört habe, habe ich das ohne Plan. Abends waren meine Rauchartikel leer. Ich hatte keinen Plan, es war ein Impuls. Am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und habe gedacht "vielleicht lässt du es jetzt einfach?". Meine ersten Worte auf der Arbeit: "Ich habe aufgehört zu rauchen und ich habe extrem schlechte Laune!". Es war absolut der unpassendste Zeitpunkt, den ich mir hätte aussuchen können und doch der Beste. Ich befand mich mitten in einem Umzug und musste mich gerade von meinem Schrebergarten trennen (ich habe doch gesagt, ich habe viele Hobbies!), in meinem damaligen Job war Land unter, mein Freund rammte sich eine Eisenstange in den Fuß (in meinem Beisein und ich kann wirklich kein Blut sehen!), mein Auto gab den Geist auf und das sogar zwei Mal. Zur Krönung blieb es beim zweiten Mal mitten auf der Autobahn einfach stehen. Es war der absolute Horror. Alles ging schief, was schief hätte gehen können und meine größte Befürchtung: dieser Zustand hört nie wieder auf.
Surprise, surprise: Es hat irgendwann aufgehört, es wurde besser. Jeder Tag hat mir mehr Hoffnung gegeben. Nach zwei Wochen hatte ich die ersten Erfolgserlebnisse: mehr Geld, einige Belastungstests überstanden und weniger Husten. Dafür wurde eine neue Routine geboren: Wurde mir alles zu viel, bin ich eine Runde um den Block gegangen. So fing ich also an Schritte zu sammeln. Aus einer Notlösung wurde eine geliebte Gewohnheit, ein neuer Lebensstil und ich wurde fitter mit jedem Schritt.
Der beste Zeitpunkt etwas zu verändern ist: jetzt.
Egal, um welchen Traum oder welches Ziel es geht. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt für einen Anfang als jetzt. In meinem Fall hätte es immer externe Faktoren gegeben, die mich und meine neue Lebensart aus dem Gleichgewicht gebracht hätten. Keine Strategie der Welt hätte mir den Anfang erleichtert. Augen zu und durch war in diesem Fall das Beste. Und selbst wenn man in alte Gewohnheiten zurück fällt, dann fängst man halt direkt wieder von vorne an. Was solls? Ich würde lügen, wenn ich sage, es wäre mir leicht gefallen. Ich habe kanpp 10 Jahre geraucht. Als ich aufgehört habe, war ich 26. Die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens war das Rauchen ein Teil von mir.
Unsere Gewohnheiten bestimmen wer wir sind. Und wer bin ich ohne sie?
Es ist immer schwierig sich von alten Gewohnheiten zu trennen, weil man damit auch einen Teil von sich selbst loslässt. Auch wenn es für mich extrem komisch ist, diesen Gedanken aufzuschreiben, aber er schwirrte oft in meinem Kopf herum: "Wer bin ich denn noch, wenn ich das Rauchen nicht mehr habe?". Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was ich mit all der freien Zeit mache. Dazu kam die Angst, nicht mehr dazuzugehören. Die meisten Menschen in meinem Umfeld rauchten.
Wenn ich das so lese, bin ich so unendlich dankbar, dass ich es hinter mir gelassen habe und mich auf die Suche nach "mehr" begeben habe. Es klingt weit hergegriffen, aber ich bin mir sicher, dass ich all das, was ich in den letzten Jahren entdeckt habe, nicht herausgefunden hätte, wenn ich nicht diesen ersten Teil, an den ich mich so geklammert habe, losgelassen hätte. Niemals hätte ich angefangen weiter zu suchen, sondern hätte mich weiter betäubt und mein Herz weiter verstummen lassen. Mut.
Ich danke Dir fürs Lesen und bin gespannt was Du zu sagen hast!
Hast Du eine Gewohnheit, die Dich verfolgt?
Liebe Grüße
Leah



















Hey Leah,
wieder ein toller Text, der zum Nachdenken anregt.
Die Klinik und der damit verbotene Nikotinkonsum war meine Rettung.
Meine Gewohnheit, die mich verfolgt, ist nicht dann um den Block zu gehen, sondern den Schmerzen Raum zu geben und sich hin zu legen, weil gefühlt nichts mehr geht.
Mir fehlt das ins tun kommen.
LG und einen dicken Drücker